Die Mundart des solothurnischen Gäu

Ein Kommentar von Margrit Schriber, Schriftstellerin (22.9.2020):
„Was einmal gesagt sein muss: Ich schreibe «schriftdeutsch». Manchmal halte ich Reden im Dialekt. Und stelle fest, wie schwierig es ist, eine wirklich gute Rede in Mundart zu halten. Es gelingt auch nicht immer, ein passendes Wort in Deutsch zu finden, das genauso treffend ist, wie ein mir im Dialekt geläufiger Ausdruck.

Ich bin eine Bewundererin der Mundart. Und schätze alle Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet. Eine davon stammt aus der Feder von Markus Husy und widmet sich dem Gäuer-Dialekt. Wichtig daran ist, dass damit ein Kulturgut am Leben gehalten wird, das es wert ist, für die jetzige und künftige Generation bewahrt zu werden.

Sprache lebt und ändert sich. Und wir uns mit ihr. Wir passen die Sprache unserer Lebenssituation an. Die Geschichte aus einer früheren Zeit kann man nicht einfach in die heutige Sprache übersetzen. Man denkt anders, bedient sich anderer Mittel, setzt andere Gewichte, hat ein anderes Ziel und rennt in einer anderen Beschleunigung durch seinen Tag. Was also tun, wenn man sich in den Kopf setzt, der Spur eines Menschen aus einer anderen Zeit zu folgen, dabei aber ein authentisches Bild schaffen möchte? Man benötigt einen Vermittler-Uebersetzer, der Sprache und Habitus einer Region kennt und womöglich die Geschichte in die richtige Sprachfärbung übertragen kann. Wer wäre da besser geeignet, einer solchen Erzählung Farbe und Klang zu geben, als jemand, der seit Jahrzehnten die Wurzeln des Dialekts erforscht und den Klangfärbungen bis in die äussersten Verästelungen des täglichen Lebens folgen kann?

Wie Du, Markus, so finde auch ich, dass die einzigartige Tonalität einer jeden noch so begrenzten Region wach gehalten werden sollte. Du tust dies in aller Stille. Ohne jede Erwartung. Einfach aus blosser Freude für den Ort, an dem Du aufgewachsen bist. Chapeau, Markus!“

Aus einer Ansprache des Solothurner Regierungsrats Dr. Remo Ankli anlässlich der Schulkreistagung Gäu vom 24. März 2016:
…In einer „Gäuer Anektote“ schreibt Elisabeth Pfluger noch vom Gäu als dem „gfreutischte Ort uf der wyten Ärde, …mit Matten und Wälder, mit allne Sorte vo Wild drin, Bäch mid Öschegstüüd und Haselstude dra noche, … es isch es Luege gsi, schöner nüzti nüüt“.

….wenn ich soeben schon bei Elisabeth Pfluger als Hüterin der Solothurner Mundarten gelandet bin: bei einem Blick ins Wörterbuch von Markus Husy entdeckt man Wörter wie „aarig“ (seltsam), „choldere“ (murren), „deupele“ (grollen), „düderle“ (schmeicheln), „häb chläb“ (halbwegs) und „pleestig“ (widerspenstig). Hand aufs Herz: Wer versteht diese Wörter in ihrer Bedeutung noch, vom Gebrauch wollen wir gar nicht erst reden. Wir stellen fest: Die Landschaft wandelt sich, die Sprache wandelt sich – und natürlich: die Schule wandelt sich auch!

….und schliesslich ein Zitat des Gäuer-Schriftstellers Bernhard Wyss aus einer seiner Mundartgeschichten: „I bi überzügt d’rvo, wenn euſi dütſche Gſchichtemacher gwüßt hätte, was fürne Chraft und Gſchmeidigkeit im Buredütſch lit, so wäre ſie, gäb ſie ufene Univerſität gſtiege ſi, zerſt öppe nes Halbjohr id‘ Schwiz cho Chäschnecht oder Staubbueb ſi, für d’Konverſation z‘ ſtudiere“.

Gäu Bernhard Studer

Blick vom Born ins Gäu und den Jura. Gemälde von Bernhard Studer (1832-1868). Im Besitz des Kunstmuseums Olten


Die Besonderheiten der Gäuer Mundart


(Quellen: Notizen und mündliche Überlieferung von Elisabeth Pfluger, Gäuer Worterbuch „as nüüt eso“ sowie Nachforschungen im Idiotikon)

d Gäuer tüei der Rauft vom Brot ässe, die Gschwöute und
d Frücht schinge, d Bohne höutsche, d Härdöpfu und d Öpfu schääre,
und nochedee s Öpfugürpsi de Söi gee.

Die käferige Gäuer Burschte si watz gsi uf die bueberige Meitschene und hei ne
öppis Schlipferigs vordüderled. Die tolle, gattlige Jümpferli si aber
nid schnitzig gsi, hei nid wöue daudle, schmützele und karisiere.
Drum hei si dene Chöuter Abchabis gee, statt eme Ziggi.

Hauptmerkmal des Gäuerdialekts sind die vielen Dehnungen mit geschlossenem „oo“ und „ee“ mit Verdumpfung von „a“ zu „o“ und von „ä“ zu „e“ (auch in anderen Regionen des Kantons, nicht aber in Wangen und Olten) 
i goo, Saloot, Schmooch, spoot, Sprooch, joo, Schloof, esoo (aber gueten Oobe nur im oberen Berggäu)
Meendig, Scheeri, Chees, Streel, nee, gee, Eermel, schreeg, zeech, i weer, Greed, jeerig

typisch ist auch die Dehnung in offener Silbe (auch in anderen Regionen des Kantons)
Fääli, Naase, lääse, Grööggel, nöötlig, bäägge, dääne, Chaare, Stääge, Chröömli

Wie im Kanton Bern, wird auch im westlichen Teil des Kantons Solothurn (ohne Stadt Solothurn), durch die sogenannte Velarisierung,  die Lautfolge „nd“ zu „ng“ gemacht. So auch im Gäu, mit Ausnahme von Wangen, das auch hier sprachlich mehr der Amtei Olten-Gösgen zugewandt ist.

Ching, Wang, Häng, Stung, unge, hinge

Wörter endend mit „et“ werden mit schwachem „d“ ausgesprochen
es hed, gschprigled, gschnigled, gwagled, verschmusled, verstuuned, es tschudered mi

charakeristisch ist auch die Lenisierung des Anlauts „t“
Dolgge, Drucke, Duube, Ditti, Dolder, Däller

„l“, „el“ oder doppeltes „l“ am Ende einer Silbe sowie „l“ vor einem Konsonanten wird vokalisiert und als geschlossenes „u“ ausgesprochen, wobei dann ein vorangehender Vokal „e“ oder „i“ zu „ö“ verdumpft wird (aber erst seit anfangs des 20. Jahrhundert durch den Einfluss der Bernermundart. Egerkingen hat der Vokalisierung des „l“ bis heute widerstanden)
„l“ oder „ll“ am Wort- oder Silbenende: Chittu (statt Chittel), chüeu (statt chüel), Härdöpfu (statt Hardöpfel), Esu (statt Esel), Pämsu (statt Pämsel), egau (statt egal), Staugruch (statt Stallgruch), im Fau (statt im Fall)
„l“ vor einem Konsonanten: Houder (statt Holder), choudere (statt choldere), Haude (statt Halde), Faute (statt Falte)
Verdumpfung bei vorangehendem „e“ und „i“  zu „ö“: Möuch (statt Milch), Chöuti (statt Chelti), Pöuz (statt Pilz), Chöue (statt Chelle), Göue (statt Gelle), vöu (statt vill), Gschwöuti (statt Gschwellti), öuf (statt elf)

bei „än“ vor „s“ wird der „n“ vokalisiert  
Fäister oder Pfäister (statt Fänster), Gspäist (statt Gspänst), Häist (statt Hängst), Gäis (statt Gäns, Einzahl: e Gaus)

„un“ vor „st“ wird mit „ou“ vokalisiert
Choust (Ofen) (statt Kunst), Broust (statt Brunst) Doust (statt Dunst). Goust (statt Gunst) Verboust (statt Verbunst)

bei eh am Wortende wird der h vokalisiert 
Müei (statt Müeh), Ruei (statt Rueh), Früei (statt Früeh)

„nd“ am Wortende bei Verben (1. , 2. Einzahl und 3. Person Plural) wird auch mit „i“ vokalisiert 
mir göi (statt mir göhnd), dir tüeit (statt dir tüend), si stöi (statt si stöhnd), mir föi (statt mir fönd), dir chöit (statt dir chönd), si löi (statt si lönd), mir göi (statt mir gönd), si ziei (statt sie ziend)

bei manchen  Wörtern wird nach einem Vokal ein „r“ eingeschoben
Gorn, Tern, erbchyme, kartolisch, derheime, Ägertsche, mörnderisch,
erbhange, ertschlofe, ertrünne, ungerinn, Chrugele, schnürpfe, schürpfe

diese Wörter werden mit einem doppelten „ss“ gesprochen
rassiere, Ampeisse, Büssi, Mussig (jedoch nicht müesse, sondern müese und nicht „Soosse“ wie in Solothurn, sondern „Soose“)

bei manchen Wörtern wird ein „f“ am Wortanfang, aber auch im Wortinneren als „pf“ gesprochen, wobei im Sprachgebrauch beide Varianten angewendet werden 
Pfäister (oder Fäister), pflänne (oder flänne), pflotsche (oder flotsche), streipfe (oder streife), Seipfi (oder Seifi), scherpfe (oder scherfe), schleipfe (oder schleife), schürpfe (oder schürfe)

Beispiele mit spitzem „é“ vor „i“
féister, es schnéieled, e Wéier, chéisterig, Zéis, Bléi, fréi, Bréi, dréi, e Wéi
aber: hei, nei, mir wei, heiser, e Reiher, oheie, e Stei, e Kreis, es Meieli

„eu“ wird oft als geschlossenes „öi“ gesprochen
die nöie föif Fäärli vo öise Söi göisse so luut si cheu; zöiserle, chöie, döistig
aber: Leu, Heu, Freud, Gäu, chneule, teuf

Beispiele von Wörtern mit Doppellaut „au“ die mit geschlossenem „ou“ gesprochen werden:
boue, troue, Sou, verboustig, kouscher

Beispiele von Wörtern mit Doppellaut „au“ die mit offenem „ou“ gesprochen werden:
loufe, Frou, Strou, rouke, choufe, Ouge, Bouele, lougne, houe
aber: blau, grau, schlau

ein „a“ vor „l“ wird als „o“ ausgesprochen (diese Eigentümlichkeit der Mundart des oberen Baselbiets wurde bis anfangs 20. Jahrhunderts im Gäu, inkl. Wangen noch gesprochen. Der in Egerkingen aufgewachsene Schriftsteller Eduard Fischer, hat diese Eigenheit auch noch 1926 in seinen Mundartgeschichten angewandt)
bold (bald), yschcholt (statt eiskalt), en olte Ma (statt en alte Maa), gwoltigi Burschte, husolte (statt husalte), e Spolt (statt Spalt) aber auch der Pobst (statt Papst)

„ie“ statt „üe“ (nur in Kestenholz und Oensingen, wie im Thal)
Biebli, Chiechli, Riebli, Biechli, Tiechli, Fiess, Gmies, grien, gmietlig

„öu“ statt „au“ (nur in Egerkingen, Neuendorf, Kestenholz)
es blöus Öuto, em Röuber Nöndi si Fröu, hed glöub a der Vehschöu e gröue Möudi verchöuft!

Konditional
„deed“ statt „wurd“
Anstelle des in anderen Mundarten und der deutschen Sprache verwendeten Konjunktivs „wurd“, wird in der Gäuer Mundart vielmehr „deed“ angewendet: i deed das angerst mache, i deed säge, mir deede lieber blybe. Allerdings ist dies bereits eine Verfälschung der ursprünglichen Mundart mit direkter Verwendung guter Konjunktive:

Verben im Konditional:

i fieng aa, mir fienge aa i fieng aa anfangen
i hörti, mir hörte i hörti uuf aufhören
i blub, mir blube i blub gärn no chly doo bleiben
i fier i fier besser oni fahren
i fungti, mir fungte so as me d Stell chum me fungti finden
mer gfiel mer gfiel dä Name gefallen
i gieng, oder I geng, mir gienge mir gienge gschyder hei gehen
i gub, mir gubte mir gube dene nüüt geben
i hätt, mir häde häde mer doch, was hädi de selle mache? haben
i hulf, mir hulfe i hulf gärn helfen
i gumpti, mir deede gumpe i gumpti obenabe hüpfen
i chüff, mir chüffe i chüff das nid kaufen
i chiem/i cheem, mir chieme i chiem zrugg, i chäm (Joach.) kommen
i liess, mir liesse i liess lugg lassen
i lüff, mir lüffe i lüff dervo wie s Bysewätter laufen
i meech/miech, mir meeche was meechi ohni euch, I miech das au machen
i meinti, mir meinte i meinti mir hei öppe gnue meinen
i nohm, wir nohme i nohm lieber zwöi nehmen
i seiti, mir seite i seiti so öppis nid sagen
i schlief, mir schliefe i schlief so gärn no chly schlafen
i schlüff, mir schlüffe i schlüff dure Haag schlüpfen
i weer, mir weere mir weere froh, weere mer doch au sein
i sett, mir sede i sett is Dorf go poschte sollen
i stieng, mir stienge i stieng häre stehen
i treiti, mir treite i treiti am liebschte nüüt me hei tragen
i wurd, mir wurde i wurd tuubetänzig, i wurd stifelisinnig werden
i wed, mir wede i wed nid go luege wollen
i deed, mir deede i deed jetz uufstoh würde

Weitere Eigenheit: die Verwendung des Personalpronomens „es“ als Platzhalter des Subjekts

es hed mer traumt nicht: i ha traumt
es frürt mi nicht: i früüre oder mi früürts
es reut mi nicht: i bereue oder i bereues
es duured mi nicht: i beduure
es lächered mi nicht: i mues lache
es schämt mi aa nicht: i schäme mi
es glusted mi nicht: i ha Lust
es wungered mi nicht: i wundere mi
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Bauernhäuser im Berggäu. Aquarell von Paul Schürch (1886-1939)

Eigenheiten der Wangner Mundart
Noch näher als mit der Gäuermundart, ist die Wangnermundart mit der Sprache in Trimbach und Hauenstein-Ifenthal verwandt. In diesen drei Dörfern wird die Mundart fast genau gleich wie in Wangen gesprochen. Wie schon erwähnt, sagen die Wangner: Chind, Händ, Hund, nicht wie die Gäuer: Ching, Häng und Hung. Im Gegensatz zu anderen Dörfern im Berggäu, spricht man in Wangen Vokale nicht doppelt, z.B. Vögeli (statt Vöögeli), Brosi (statt Broosi), manis nid (statt maanis nid), jo (statt joo). Zudem sagt man in Wangen näh, gäh, Mändig, Schär (nicht nee, gee, Meendig, Scheer) etc. (siehe oben). Hingegen wird das „l“ wie im Gäu (ausser Egerkingen) seit anfangs des 20. Jahrhunderts auch in Wangen vokalisiert (gäu, schnäu, häu anstatt gäll, schnäll, häll). In der Wangner Mundart wurde früher auch bei einigen Wörtern ein „G“ oder „H“ am Wortanfang als „J“ ausgesprochen, z.B. Jipser, statt Gipser, Jänf, statt Gänf, Jast, statt Hast. Beim Wort Zwetschgen wurde das Z ausgelassen, also Wätschge und Wätschgewasser (im Gäu aber auch). Zum Wangner Sprachschatz gehören auch Ausdrücke wie Ebigkeit für Ewigkeit, Hungg für Honig, Wase für Rasen und jäse für gäre (Quelle: Gibt es eine Wangner Mundart? Oltner Tagblatt vom 16.10.1963, Gotthard Steinmann)

Richtungshinweise (am Beispiel von Wangen aus)

is Dorf vüre nach vorne (von zuhause aus ins Dorf)
uf Chappu dure nach drüben (auf die andere Seite des Gäus)
uf Chlywangen übere hinüber (über die Dünnern)
ufe Rumpel ue hinauf (den Berg hinauf)
uf Aarau abe hinab (der Dünnern und Aare folgend abwärts)
z Aarbig ääne drüben (über dem Born)
z Wälscherohr hinge hinten (durch die Klus im Thal hinten)
z Olten nide unten (dem Lauf der Dünnern folgend hinunter)
z Züri usse draussen (aus dem Gäu hinaus)

Einige gefährdete oder ausgestorbene Wörter, die nur oder vor allem im Gäu verwendet werden/wurden

abläschele durch List ablocken, abschmeicheln, abschwatzen
arig seltsam, sonderbar, merkwürdig
bibääbele verzärteln
Biecht Rauhreif (nur im Gäu mit dieser Bedeutung?)
Brambeli Brombeeren (ausgestorbenes Wort, nur im Gäu?)
cheisterig, cheister schweratmig (anderorts meist „chisterig“)
choldere lärmend murren
chreeple unsorgfältig schreiben (anderorts „chräble“)
chröömle, Chröömli süsses Kleingebäck backen, Süssgebäck
chydig chalti Nacht stockfinstere, kalte Nacht
deepere langsam tasten, etwas nicht anzufassen wissen (nur im Kt. Solothurn)
döistig schwül, feuchtwarm (nur Gäu?)
eisder immer
pflänne weinen, heulen, plärren, wehklagen (Kt. Solothurn)
Fürtech Schürze (Vortuch)
glüüssle heimlich gucken, spähen (ausgest., nur im Gäu?)
Gnäätsch Gezänk, Gerede, Geplauder
greebelig grossmächtig (Bedeutung nur im Gäu)
Ürbsi Apfelkerngehäuse
Hanselmaa Grittibänz (Bedeutung nur im Gäu)
i de hääle Sätze; e hääli Freud; wie die hääle Teufel, i de hääle Gümpe hääl (in dieser Anwendung, als verstärkendes Adjektiv im Sinne von gross, nur im Kt. Soloth?)
Hömmli Hemd
lodööd schau dort, Schimpfwort für Gäuer (nur im Gäu, in Solothurn: lueg dööd)
mauch hungrig, matt (in dieser Bed. nur im Gäu und So?)
Meie Blumen, Blumenstrauss (beso. Frühlingsblumen)
Müssi Schadstelle, Körperbeschädigung
mutz kurz, karg, knapp, klein
popperig dick, unförmlich (Solothurner Mundartwort?)
sätteli sachte, langsam (ausgestorbenes Wort)
Schütti Guss, Regenguss, Platzregen
süüferli sorgfältig, sorgsam
Täfeli Bonbon aus Zucker (nur im Gäu?)
Tütschi Holzklotz, grobes Holzscheit, Sägeblock
verminggmänggele etwas unklar machen, verwischen, vertuschen
wägemine meinetwegen, von mir aus
Weiefäcke Löwenzahn (fast nur im Kanton Solothurn)
zipfe auf dem Eis oder Boden gleiten
pfänderle leichtfertiges herumschwärmen von Mädchen (ausgestorbenes Wort, nur im Gäu)
chnoupere herumprobieren, mühsam erarbeiten
Fahrume Landstreicher, Person die auf allen Hochzeiten tanzt
Ziggi Abschiedsberührung, Küsschen (ausgestorbenes Wort, nur Gäu)
Gluenze Funken (nur Kt. Solothurn)
abschynig glatt, spiegelnd, glänzend (Bedeut. nur im Gäu)
nürze mekern, motzen, stänkern (nur im Kt. Solothurn)
nirpe

glauchig

repolte

knausern, über kleinliche Dinge zanken, gehässig sein, nörgeln (in dieser Bedeutung Gäuer Wort)

saftig grün, üppig gedeihend (ausgest. Wort, nur im Gäu)

lärmen, wüst tun (franz. révolter; ausgest. Solothurner Wort)

Viele Wörter im Gäu sind aus dem französischen abgeleitet, zu erklären aufgrund der Nähe zu Frankreich und dessen speziellen Beziehung zu Solothurn. Hier ein paar Beispiele:

alabönör einverstanden (à la bonne heure)
apartig, nüüt apartigs etwas Besonderes, nichts Besonderes (à part)
Buete flache Dose (boìte)
dussmang sachte (doucement)
Gellöretli Taschenuhr (quel heure est-il)
der Gommang haa gutes Benehmen haben (comment)
Puntenööri Ehrgefühl (point d’honneur)
Mamsell Dienstmädchen (Mademoiselle)
Muntere Schaufenster, Vitrine (franz. montrer)
Paraplü Regenschirm (parapluie)
Parliwu ein Welscher, Franzose
Potschamber Nachttopf (pot-de-chambre)
ranschiert ordentlich, tüchtig (ranger)
Sebiäng, Seebis, Hauptseebis Anführer (c’est bien)
Sermon langatmiges Gerede, Strafpredigt (sermon)

Viele Wörter werden in Solothurn anders als im Gäu gesprochen oder sind sogar völlig verschieden. Einige Beispiele: 

im Gäu seit me d Soledurn seit me
bi öis bi üüs
Brugg Brügg
Chetti Chötti
chlädere chlättere
Chriesi Chirsi
Chrömli Bummi
Doche Docht
eisder immer, gäng
es frürt mi i früüre
es goht es geit
es reut mi i bereues
öisi Ching, öises Huus üsi Chind, üses Huus
Fackele Fackle
föif füf
Frösch Frosch
gee, neh gää, näh
geech, stotzig steil
Grien Chees
gsplosse bschlosse
Gürpsi, Ürbsi Gigetschi
heuchle hüüchle
Imbeli Bynli, Beieli
Junti Unterrock
köört ghört
lodööd lueg dööd
mache machche
Meeri Märli
midnanger mitenand
mir sede mir sötte
Mussig Musig
nuefer munter
öppis reiche öppis hole
rouke rouche
Ryswälle Wedele
Scheeri Schäri
döistig düppig
Fäister Fänster
Soose Soosse
Spinn Spinne
Strou Stroh
Suppechnuchle Suppeschüssle
teuf tièf
verstoosch versteisch
Wäie Chueche
Wulche Wulke
Ziberli Mirabelle
zipfe ziberle
P1040029

Elisabeth Pfluger 2012 in der Sendung „Schnabelweid“ von drs1 mit Gast Markus Husy

Öises guete Gäuerdütsch das wei mir bhaute
tusches nid a Bahnhofbüffee-Mix vo Oute!
Elisabeth Pfluger